Ein typischer Ort der Grünpfeil-Misere in Berlin liegt am Ostbahnhof. Wo die Straße der Pariser Kommune, der Mühlendamm und der Stralauer Platz zusammenkommen, verstößt die Verkehrsverwaltung gleich gegen drei Grünpfeil-Regeln: Autofahrer haben nicht genug freie Sicht in die Querstraße. Es kann aus mehreren Spuren rechts abgebogen werden. Das führt zu wilden Manövern, wenn zum Beispiel Rechtsabbieger links andere überholen, die korrekt an der roten Ampel warten. Außerdem drohen oft Kollisionen mit Autofahrern, die auf der Querstraße regeltreu bei einem Leucht-Grünpfeil auf ihrem Weg zum Bahnhof wenden und nicht damit rechnen, dass plötzlich jemand aus der Querstraße mit „Rot“ kommt.
Mit dem Anbringen und Hängenlassen des Pfeils verstoßen Behörden gleich gegen drei Einsatzkriterien zu seiner Anbringung:
1. Es besteht keine freie Sicht auf die von links kommenden Fahrzeuge, auf deren Fahrbahn man bei Nutzung des Pfeils gelangt. Diese Sicht ist durch einen Bretterzaun temporär, durch den dahinter entstehenden Neubau wohl dauerhaft sowie durch große Fußgängergruppen immer wieder unterbrochen.
2. Es gibt mehr als eine Richtungsfahrbahn, von der mit Grünpfeil-Nutzung nach rechts abgebogen werden kann. Die Straße der Pariser Kommune hat an dieser Einmündung drei Richtungsfahrbahnen, an denen kein Pfeil die Richtung vorgibt. Die beiden rechten werden häufig zum Rechtsabbiegen genutzt.
3. Fahrzeugen, die am Stralauer Platz wenden, um zum Parkdeck des Ostbahnhofs zu gelangen, bekommen hierfür per Leuchtpfeil Grün signalisiert. Wo solche "Konfliktfreiheit" signalisiert wird, darf jedoch nicht aus einer anderen Richtung ein Grünfeil freie Fahrt auf die gleichen Spuren suggerieren.
„Wer als Fahrer diesen grünen Pfeil nutzt, ist völlig überfordert“, hat Struben beobachtet. „Er muss fast gleichzeitig auf Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer aus sechs verschiedenen Richtungen achten. Zweimal kurz hintereinander überquert er Überwege, auf denen Fußgänger grün haben.“ Und Peter Struben zitiert den Polizeibericht einer Grünpfeil-Fahrt am 13.April 2018 mit schrecklichem Ende: „Ersten Ermittlungen zufolge war die 33-Jährige mit ihrem Ford auf der Straße der Pariser Kommune in Richtung Stralauer Platz unterwegs. Als sie, vermutlich bei Rot, rechts in die Mühlenstraße abbog, erfasste sie den 22-Jährigen, der bei Grün die Mühlenstraße überquert haben soll. Der Fußgänger erlitt bei dem Zusammenstoß lebensgefährliche Verletzungen.“
Sechs Monate danach hing der grüne Pfeil hier immer noch. Abgehängt wird er oft erst, wenn es zu spät ist: An der Merseburger Straße und am Glauchaer Platz in Halle (Saale) verschwand er erst, nachdem an beiden Kreuzungen Fußgänger bei Grün verletzt worden waren. Die Verkehrsbehörde im rheinischen Solingen rang sich an der Ritterstraße sogar erst nach neun Grünpfeil-Unfällen zum Abbau durch.